MHFA- Trainings

© DAH | Bild: Urs Gamsavar

DAH bildet Ersthelfer*innen für psychische Gesundheit aus

Menschen mit psychischen Erkrankungen warten oft sehr lange, bis sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Die Gründe sind vielfältig: Ängste vor Stigmatisierung, zum Beispiel als „verrückt“ oder nicht mehr leistungsfähig zu gelten, Vorurteile über Behandlungswege, nicht selten aber auch schlichtweg die Schwierigkeit, eines Zugangs zum Hilfesystem.  Das Problem betrifft im Besonderen LGBTQI*, Menschen mit HIV, Geflüchtete und Drogen-User*innen, die auf Grund von Minderheitenstress oder Traumatisierungen häufiger als andere von psychischen Gesundheitsbeeinträchtigungen betroffen sind. So gaben in einer aktuellen Befragung 2,5 mal so viele LGBTQI*-Menschen an, in ihrem Leben schon einmal eine depressive Episode gehabt zu haben. Dreimal soviele LGBTQI* als die in der gleichen Befragung erreichte Restbevölkerung berichteten von Gefühlen des Ausgebranntseins. (DIW, Studie 2021; n=28.168, n LGBTQI*=4.511). Viele andere internationale Studien bestätigen die besondere Vulnerabilität für psychische Erkrankungen auf Grund von Minderheiten Stress . 

Steffen Taubert

Oft behindern psychische Erkrankungen Selbstfürsorge und die Fähigkeit souverän eigene Bedürfnisse zu artikulieren und durchzusetzen: sei es in sexuellen Begegnungen oder als Patient*in in Arztpraxis oder Klinik. Aus diesem Grund engagiert sich die DAH seit Jahren auch für die Stärkung der psychischen Gesundheit ihrer Schlüsselgruppen. Die Ausbildung zu MHFA-Training ist hier ein weiterer Baustein. MHFA meint „Mental Health First Aid“, zu deutsch “Erste Hilfe für psychische Gesundheit“. Das Programm wurde vor 22 Jahren in Australien entwickelt und ist seit knapp 3 Jahren auch in Deutschland angekommen. Der evidenzbasierte, 12-stündige Kurs vermittelt ein Grundwissen über verschiedene psychische Probleme und Krisen. Die DAH entschloss sich, das Training in ihr Seminarangebot aufzunehmen, um Menschen aus der Community für Fragen psychischen Gesundheit zu sensibisiren und zu empowern. Im Kurs lernen die Teilnehmenden, wie sie Freund*innen, Angehörige oder Klient*innen zu unterstützen, wenn sie mitbekommen, dass diese psychische Probleme haben. Ziel ist – wie auch bei der klassischen Ersten Hilfe – keine „Behandlung“, sondern eine „Erstversorgung“. Das heißt vor allem, offen zu sein, nicht zu bewerten, sondern Ressourcen zu aktivieren und – bei Bedarf – eine Brücke in das professionelle Hilfesystem zu bauen.

Anders als alle anderen DAH-Seminare ist der Ablauf streng standardisiert und wird weltweit in gleicher Weise durchgeführt. Studien zeigten, dass das Training wirkt, Wissen erhöht und Vorurteile abgebaut werden. Die DAH startete im Dezember 2021 mit dem ersten Training, 2022 folgten zwei weitere Durchläufe. Das Resümee: eine intensive Fortbildung, die in kurzer Zeit eine Menge Wissen vermittelt. Neben Vorträgen gibt es Rollenspiele und Selbstlerneinheiten sowie ein umfangreiches Lehrbuch zum Nachlesen. Am Ende erhalten alle Teilnehmenden ein offizielles Teilnehmenden-Zertifikat des renommierten „ZI Mannheims“ (Uni Mannheim). Die durchweg positiven Rückmeldungen der Seminarteilnehmenden bestärken uns, das Seminar auch 2023 wieder anzubieten, dann um einen Tag länger, für mehr Zeit zum Austausch und Üben. Interessierten ist empfohlen: rechtzeitig anmelden!

Steffen Taubert

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Für das Seminar vom 21.09. – 24.09.2023 könnt ihr euch hier anmelden.