„Es gibt noch so viele Geschichten, die IWWIT erzählen möchte.“
Jonathan Gregory, vertretungweise die neue Kampagnenleitung von IWWIT, stellt sich vor und gibt einen Ausblick auf die Arbeit der Kampagne. Werner Bock stellte die Fragen.
Jonathan, erzähle uns bitte ein wenig über Dich.
Mein Name ist Jonathan Gregory (32) und ich bin in Stuttgart groß geworden. Mit 16 habe ich mich entschieden, nach Berlin zu ziehen. 2009 habe ich mein Abitur absolviert und meinen Traum von der Großstadt in die Tat umgesetzt.
An der Humboldt Universität habe ich zunächst Evangelische Theologie studiert; daraufhin habe ich das Studium gewechselt und mich an der Freien Universität Berlin mit Religionswissenschaften und Kunstgeschichte (Schwerpunkt Afrikanische Kunst) befasst.
Auf Grund von hoher psychischer Belastung habe ich mich damals entschieden, mein Studium abzubrechen, um mich auf meine Gesundheit zu fokussieren.
2015 begann ich bei einem Sozialen Verein in der Jungen*-Arbeit an Grundschulen zu arbeiten. Dort habe ich sexualpädagogische Workshops und Projekttage mit Jungen* im Alter von 10–14 durchgeführt zur Thematik der Sexuellen Gewalt an Kindern & Jugendlichen und wie sich Jungen* davor schützen können.
Ein Jahr später habe ich begonnen, bei einem Präventionsprojekt für M*SM* als Vorortarbeiter in den schwulen und queeren Szenen Berlins. Dort hatte ich die tolle Möglichkeit, mit einer Vielzahl und Vielfalt an Menschen über Prävention, Sex, HIV und Substanzkonsum sprechen zu dürfen. Hier habe ich auch eng mit der IWWIT-Kampagne zusammengearbeitet und ersten beruflichen Kontakt mit der Kampagne gemacht.
Von 2020 bis 2022 habe ich berufsbegleitend Erwachsenenbildung an der TU Kaiserslautern studiert. Da ich einschlägige Berufserfahrung hatte und zwei Eignungsprüfungen bestanden habe, wurde ich für den Master zugelassen. Diesen habe ich 2022 erfolgreich bestanden.
Jetzt freue ich mich, seit dem 01. Februar 2023 bei IWWIT als Kampagnenleitung in Krankheitsvertretung bei der Deutschen Aidshilfe dabei zu sein und mit einem engagierten Team das fünfzehnte Jubiläumsjahr der Kampagne zusammen zu bestreiten.
Was reizt Dich an Deiner neuen Aufgabe bei IWWIT? Warum hast Du Dich auf die Stelle beworben?
Mit frischem Masterabschluss und neuer Motivation habe ich mich auf Jobsuche begeben. Schnell bin ich auf die ausgeschriebene Referent*innen-Stelle der Deutschen Aidshilfe aufmerksam geworden.
Aidshilfe-Arbeit hat in meinem Leben sehr früh einen hohen Stellenwert erlangt. Sieben Jahre habe ich bei der Berliner Aids-Hilfe im Youthwork Team Präventionsveranstaltungen für Schulklassen und Auszubildende durchgeführt. In diesen Jahren habe ich sehr viel dazulernen dürfen und die Strukturen der Aidshilfe-Arbeit kennengelernt.
2016 war ich einer der „Testhelden“ der IWWIT-Mikrokampagne und konnte für die wichtige Präventionssäule der regelmäßigen Testung einstehen. 2018 hatte ich außerdem die große Chance, für die Kampagne „Wissen Verdoppeln“ der Deutschen Aidshilfe Protagonist zu sein und über meine Präventionsarbeit zu berichten.
Die Kombination aus meinen beruflichen Erfahrungen in diesem Gebiet und meiner Verbindung zur Aidshilfe und ihrer Arbeit hat mich animiert, mich auf die Kampagnenleitung von IWWIT zu bewerben. Für mich hat einfach alles gepasst, ich kannte viele Rollenmodelle der Kampagne, einige Menschen aus der Geschäftsstelle und viele Kolleg*innen aus ganz Deutschland.
Wie ist Dein Eindruck der IWWIT-Kampagne: Was findest Du daran gut, was möchtest Du aber auch gerne verändern?
Meiner Meinung nach ist IWWIT eine wichtige und tolle Kampagne. Eine „Marke“, die es im Kontext der Prävention bundesweit schon seit 15 Jahren gibt, verdient definitiv ihre Blumen.
IWWIT hat viele Phasen der schwulen* Prävention miterlebt und geprägt. Sexualität ist stetig im Wandel und das Spannende an dieser Kampagne ist, dass sie am Puls der Communitys bleiben möchte und die Schlüsselgruppen auch in kontinuierlicher Veränderung sind. Da stecken viele noch unbenutzte Potentiale für neue Themen, Ideen und Stimmen.
Diverse Lebensrealitäten und Lebenswelten in die Arbeit inkludieren
Unser Anspruch als Kampagnenteam ist es, so viele Menschen wie möglich zu erreichen und diverse Lebensrealitäten und Lebenswelten in diese Arbeit zu inkludieren. Es gibt noch so viele Geschichten, die IWWIT erzählen möchte und erzählen wird.
Teil dieser Entwicklung zu sein, ist inspirierend. Deshalb sollte es nicht darum gehen, was ich verändern möchte, sondern was die Communitys sehen, erleben und womit sie sich verbunden fühlen. Diese Veränderungen passieren natürlich und IWWIT ist Teil dessen.
Welche Planungen gibt es schon für die kommende Arbeit von IWWIT, was haben wir von IWWIT zu erwarten?
Diesen Sommer beschäftigt sich die Kampagne mit dem Thema des psychischen Wohlbefindens. Unter dem Titel „my mental me“ (Mein mentales Ich) werden verschiedene Aspekte der psychischen Gesundheit beleuchtet. Auf unserer Website wie auch auf unseren Sozialen Medien werden diese Themen dann während der CSD-Saison vielseitig dargestellt.
Wir sollten mehr über unser psychisches Wohlbefinden reden
Gerade in Zeiten von globalen Krisen und hohen gesellschaftlichen Belastungen empfinden wir es besonders wichtig, achtsamer miteinander und mit sich selbst umzugehen. Ein gemeinsames Gesundheitsverständnis und damit einhergehende Fürsorge für uns selbst und unsere Mitmenschen kann unsere Communities nur stärken. Deshalb ist es IWWIT wichtig, dass wir mehr über unser psychisches Wohlbefinden reden – online und vor Ort.
Wir arbeiten auch dieses Jahr wieder mit vielen Kooperations-Partner*innen deutschlandweit zusammen. Unser engagiertes Team aus Ehrenamtlichen Aktivisten* sind von Augsburg bis Schwerin im Einsatz und kommen mit vielen queeren Menschen in Kontakt. Unsere Bandbreite an Themen von „Coming-Out“ über „Leben mit HIV“ zu „Safer Sex 3.0“ bilden viele Bereiche der Prävention ab.
Zum 15-jährigen Geburtstag von ICH WEIß WAS ICH TU wird es im Herbst 2023 einen neuen visuellen Anstrich für den Webauftritt der Kampagne geben. Ihr dürft gespannt sein!
HIer geht’s zur Kampagne
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