Standards der Testberatung – jetzt neu mit Leitbild der Checkpoints

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Auf der Mitgliederversammlung im November 2022 wurden die Standards der Testberatung sowie das Leitbild der Checkpoints und anderer Testberatungsstellen verabschiedet. Was bedeutet das nun für Berater*innen in Testprojekten?

Rund 70 Checkpoints und andere Testberatungsstellen sind im Verband der Deutschen Aidshilfe vernetzt. Die allermeisten sind Mitgliedsorganisation der DAH, einige Beratungsstellen anderer Träger haben sich jedoch auch angeschlossen. Das vielfältige Angebotsspektrum der Testberatung in den verschiedenen Einrichtungen reicht dabei von Labortests auf HIV, Syphilis, Hepatitis-C, Gonorrhoe und Chlamydien sowie Impfstatusabfrage bei Hepatitis-A/Hepatitis-B über HIV/Syphilis/Hepatitis-C-Schnelltests ohne Ärzt*innen bis zum begleiteten HIV-Selbsttest, jeweils mit Verweisungsstrukturen zu behandelnden Ärzt*innen. Einige wenige Einrichtungen haben durch die Einbindung von Ärzt*innen mit Kassenzulassung zudem die Möglichkeit, vor Ort zu impfen oder zu behandeln, z.B. eine Therapie einer diagnostizierten STI durchzuführen oder eine PrEP zu verschreiben.

Die Deutsche Aidshilfe bündelt alle diese diversen Angebotsorte und bietet ihnen eine Möglichkeit zu Vernetzung, Austausch und Arbeit an gemeinsamen Themen. Die Zusammenarbeit des losen Verbundes wird von DAH-Mitarbeiter Carlo Kantwerk organisiert – wobei jedes Projekt vor Ort selbst entscheidet, in welcher Form und mit welchen Ressourcen es sich beteiligt. Als grundlegende Informationsstruktur nutzen die Berater*innen die Intranet-Gruppe „Testprojekte/Checkpoints“ auf DAH-intern: hier sind alle eingeladen, sich und andere über neue Themen auf dem Laufenden zu halten und auszutauschen.

Eines dieser Themen sind die Standards der Testberatung.

Die Standards der Testberatung in Checkpoints und anderen Testberatungsstellen der Aidshilfen dienen als Richtlinie für die Beratungsarbeit und damit für die Einhaltung der Qualität und der Qualitätssicherung der Testberatung.

Die vor mehr als zehn Jahren entwickelten Standards wurden bereits mehrfach angepasst. Zuletzt wurden sie in der Fassung von 2017 in der HIV/STI-Testbroschüre publiziert, die zur Zeit aktualisiert wird. Bei den jährlichen Checkpoint-Treffen, das Berater*innen aller Organisationen einlädt, sich vor Ort auszutauschen oder fortzubilden, wurde 2019/2020 über mögliche Veränderungen diskutiert und der fünfköpfige, gewählte Koordinationskreis damit beauftragt, einen Vorschlag für die Aktualisierung zu erstellen.

Für Testberater*innen vor Ort ändert sich mit der Aktualisierung damit zunächst einmal nichts – die Projekte arbeiten seit langer Zeit unter den bekannten Prämissen „Anonymität, Freiwilligkeit, Vertraulichkeit“. Bestimmte Punkte jedoch, so zeigten die Diskussionen aus der Praxis, bedurften einer Anpassung. Weil sich die Bedingungen verändert haben, unter denen das Testen und Behandeln von HIV/STI sowie das Leben damit heute möglich sind.

Auswahl einiger Veränderungen:

  • Die Ergebnismitteilung heilbarer STI sowie negativer HIV-Ergebnisse muss nicht mehr zwangsläufig in einem persönlichen Gespräch erfolgen.
  • Dementsprechend soll auch in der dem Test vorangehenden Beratung nicht nur abgeklärt werden, wie die Person mit einem positiven Resultat zurechtkäme, sondern auch, ob eine telefonische Mitteilung gewünscht wird.

Neu dabei: Neben der Überarbeitung der Rahmenbedingungen der Beratung sollte ein gemeinsames Leitbild festgehalten werden, das auch Außenstehenden einen grundlegenden Einblick in die Aidshilfearbeit gibt.

Das Leitbild der Checkpoints und anderer Testberatungsstellen der Aidshilfen fasst Grundsätze, Werte und Haltungen zusammen, denen ihre hauptamtlichen sowie ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen verbunden sind und an denen sie sich orientieren.

Dazu zählt auch, dass Beratung und Testung zielgruppenspezifisch angeboten werden und mit diesem Alleinstellungsmerkmal eine wichtige Ergänzung zum öffentlichem Gesundheitsdienst bzw. der ambulanten sowie klinischen Gesundheitsversorgung darstellen.

In gemeinsamen Diskussionen über die Intranet-Gruppe, E-Mail-Verkehr der mitarbeitenden Interessierten und im Vor-Ort-Austausch auf den Jahrestreffen wurden auch die fünf Werte der Checkpoints und anderer Testberatungsstellen, die in der Deutschen Aidshilfe vernetzt sind, erarbeitet.

Unsere Basis bildet ein akzeptierendes und sexpositives Selbstverständnis, das sich an den Lebenswelten der Nutzer*innen orientiert. Ziel ist, einen vertraulichen, vorurteils- und diskriminierungsarmen Rahmen zu schaffen, innerhalb dessen Berater*in und Nutzer*in sich auf Augenhöhe begegnen und offen reden können. Eine diskriminierungssensible Sprache, moderne und wissenschaftlich fundierte Arbeitsmethoden und Tests sowie die Vernetzung mit Praxen, Beratungsstellen sowie anderen medizinischen und psychosozialen Einrichtungen ermöglichen eine individuell abgestimmte (Peer-)Beratung.

Zuletzt war die Verabschiedung der Standards auf der Mitgliederversammlung im November 2022 in Schwäbisch-Gmünd nur noch ein formaler Akt, der das partizipativ erarbeitete Papier, das bereits 2021 vorlag, noch einmal mit großer Zustimmung aus dem Verband versehen hat. Damit ist der Weg für die Einrichtungen frei, das Leitbild für sich zu nutzen und mit ihrem Testprojekt zu bewerben.

weiterführende Hinweise

    • Intranet-Gruppe „Testprojekte/Checkpoints“ zur Vernetzung: einfach ein Profil bei dah-intern erstellen lassen – E-Mail an dah-intern: dah-intern@dah.aidshilfe.de und in der Gruppe anmelden

    • Seminar für Berater*innen, die in die Testberatung einsteigen: hier anmelden

    • Bei Fragen zur Vernetzung: Carlo Kantwerk: carlo.kantwerk@dah.aidshilfe.de (030-69 00 87 90)

Carlo Kantwerk, Katja Schraml