Jetzt zur Covid-19-Impfung?!
Viele Menschen haben in diesem Jahr bereits den ersten oder zweiten Booster, also die dritte oder vierte Covid-19-Impfung bekommen. Anfang Oktober kommt endlich ein neuer Impfstoff in die Praxen, der optimiert ist im Schutz gegen die Virusvarianten B.04 und B.05, die für quasi alle Corona-Infektionen derzeit verantwortlich sind. Sehnsüchtig erwartet? Oder ein Weg in die Impf-Routine? Wer sollte sich so schnell wie möglich impfen lassen und wer hat noch Zeit?
Klaus Purkart hat die Immunologin Dr. Christiane Cordes befragt, die in Berlin-Friedrichshain eine HIV-Schwerpunktpraxis betreibt.
Frau Dr. Cordes, wer sollte sich wann mit welchem Impfstoff gegen Covid-19 impfen lassen?
Immunkompetente Menschen – sprich: Leute, die keine HIV-Infektion haben und unter siebzig Jahre alt sind – sollen ihre vierte Impfung jetzt im Herbst bekommen. Und zwar mit dem angepassten Impfstoff auf die Varianten B.04 und B.05.
Menschen, die immunkompromittiert sind – das sind auch HIV-Patient*innen in meinen Augen, auch die mit guten Helferzellen – und Menschen über siebzig Jahren, haben ja bereits eine vierte Impfung im vergangenen Frühling oder Sommer erhalten. Die sollen jetzt drei Monate nach dieser letzten Impfung eine fünfte Impfung gegen Corona bekommen, und zwar mit dem Impfstoff, der gegen B.04 und B.05 optimiert ist.
Dieser neue Impfstoff, der jetzt auf dem Markt ist, soll allen Menschen geimpft werden. Es gibt lediglich eine Unterscheidung, ab wann die Impfung aufgefrischt werden soll:
- Immungesunde Menschen bekommen eine Auffrischung ab sechs Monate nach der letzten Impfung.
- Immunkompromittierte ab drei Monate danach.
Gibt es denn einen Zeitplan in Ihrer Praxis?
Wir machen bereits Termine für die „neue“ Impfung und verbinden das mit den Wartelisten für die Impfung gegen Monkeypox/MPX. Wir versuchen da grade, über 800 Patient*innen über Sammel-SMS anzuschreiben.
Wo Sie gerade die Affenpocken erwähnen: Da gab es regelrechte Verteilungskämpfe um den Impfstoff. Sind die jetzt auch für die „neue“ Covid-19-Impfung zu erwarten?
Nein, das denke ich nicht. Die meisten Patient*innen sind ja entweder drei oder sogar schon viermal geimpft und deswegen sehe ich da jetzt nicht diesen Wahnsinns-Run. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass wir in den nächsten Wochen wieder viel zu tun haben und viel impfen werden. Es wird nicht so sein, dass zehn Kandidat*innen auf eine Dosis Impfstoff kommen.
Und wenn dann alle geimpft sind? Könnte nicht gleich wieder eine neue Virusvariante irgendwo auftauchen?
Das könnte passieren, klar. Aber mit dem neuen Impfstoff haben wir einen Mix: Es handelt sich um einen sogenannten bivalenten Impfstoff. Der besteht zur Hälfte aus dem alten, gemixt mit den neuen Varianten B.04 und B.05, und das sind ja die, die im Moment zirkulieren.
Viele Menschen haben sich ja im vergangenen Sommer mit Corona infiziert. Brauchen die auch eine erneute Impfung?
Wer zum Beispiel ab Juli diesen Jahres schon eine Covid-19-Infektion hatte, hat eine Exposition, also einen Kontakt mit dem Virus gehabt – und zwar mit der neuen Virusvariante B.04 oder B.05. Er*sie braucht dann jetzt im Herbst keine neue Auffrischungsimpfung.
Gilt das auch für Menschen mit HIV?
Ja. Wer ab Juli eine Infektion hatte und vorher drei Impfungen bekommen hat, braucht auch keine neue Auffrischung. Man geht davon aus, dass ab Juli 2022 alle Infektionen auf die Virusvarianten B.04 und B.05 zurückzuführen sind.
Wie sehen Sie die Entwicklung? Kann man die Covid-19-Impfung in Zukunft so sehen wie die derzeitige Grippeschutz-Impfung?
Ja. Ich glaube, wir werden da hinkommen. Wir impfen ja auch jetzt teilweise schon die Leute zusammen: Covid-19 und Grippeschutz. Einfach wegen des Aufwandes: Jede*r Patient*in braucht bei uns einen Termin für die Impfung. Grippeschutz und Covid-19 können wir dabei schon jetzt zeitgleich machen. Wir sind aber kein Impfzentrum, wir sind eine Praxis. Wenn da immer tausende Impftermine machen müssten…
Die Herausforderung ist nach wie vor: Für die Covid-19-Impfung müssen wir immer sechs Personen zusammen impfen, um eine Flasche Impfstoff binnen sechs Stunden zu verimpfen. Wir müssen also kleine Grüppchen bilden.
Vielen Dank.
Klaus Purkart
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